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Blick vom Kirchturm Videos

Opferwoche

Die „Innere Mission“ war im 19. Jahrhundert die evangelische Antwort auf soziales Elend unter Christen, die der Kirche größtenteils entremdet waren. Sie umfasste Hilfen für verwahrloste Kinder (of mussten beide Elternteile in Vollzeit – d.h. zwölf Stunden und mehr – an sechs Tagen in der Woche arbeiten), Kranke und Alte, Wohnungs- und Arbeitslose, Strafentlassene und „gefallene Mädchen“. Da das größte Elend infolge der Landfucht während der Industrialisierung in den Städten herrschte, trugen die dort entstandenen diakonischen Vereinigungen of den Namen „Stadtmission“. Verbunden war die meist ehrenamtliche Tätgkeit „brennender Christen“ mit Schüben verschiedener regionaler Erweckungsbewegungen. Mit der Schafung des Berufsbildes der Diakonissen und Diakone wurden die Hilfen professionalisiert, ehrenamtliches Engagement blieb aber unverzichtbar. Die Not und das Elend nach dem 2. Weltkrieg waren nicht minder schwer: Es herrschten Kälte, Hungers- und Wohnungsnot, die meisten der vielen Vertriebenen haten nur ihre nackte Existenz reten können, viele Männer – traditonell die Hauptversorger von Familien – waren im Krieg geblieben oder in Gefangenschaf geraten. Infolge von Warenknappheit und schwacher Währung blühte der Schwarzmarkt mit Wucherpreisen auf. So wurde – nach den Einschränkungen im 3. Reich – an die alte biblische Traditon des Spendensammelns angeknüpf (vgl. 2. Kor 8, 10 f.): Wer mehr hate, als er brauchte, sollte etwas abgeben für die, die nichts haben. „Heute geht es nicht mehr um Opfer oder Opferbereitschaf, sondern um Solidarität mit benachteiligten Menschen“, heißt es in der Selbstdarstellung des Diakonischen Werkes Bayern.

Erste Papuas zu Besuch

Missionarisches Engagement im Ausland war zur Entstehungszeit des Filmbeitrags rein rechtlich noch nicht Sache der Landeskirche. Sie übernahm diese Aufgabe erst 1972. Bis dahin oblag die Trägerschaf einem Verein, der 1849 von Wilhelm Löhe gegründeten „Gesellschaf für Innere und Äußere Mission im Sinne der Lutherischen Kirche in Bayern“ – damals noch mit dem Zusatz: „rechts des Rheins“. Sie sandte Missionare aus, die nicht zwingend examinierte und ordinierte Pfarrer sein mussten, auch Mediziner, Handwerker, Ingenieure oder Lehrer folgten dem Ruf ins Ausland. Dabei hat sich das Selbstverständnis von Mission inzwischen stark verändert. Gegenseitge Achtung und Anerkennung und das Bemühen, voneinander zu lernen und gemeinsam für mehr Frieden, Gerechtgkeit und Bewahrung der Schöpfung zu kämpfen, stehen im Vordergrund.

Neue Christuskirche Nürnberg

1957 konnte die Gemeinde der Christuskirche bereits auf eine über 50-jährige, äußerst wechselvolle Geschichte zurückblicken, die eng mit dem Schicksal der Nürnberger Südstadt verwoben war – und ist. Erbaut wurde sie in den Jahren des Höhepunktes der Industrialisierung (1891-94), wobei sich auch Großindustrielle durch großzügige Geld- und Sachspenden beteiligten. Bis zum 1. Weltkrieg durchlebte die Gemeinde eine Phase stetigen Wachstums, allein im Jahr 1901 wurden 850 Kinder getauft. Nach den kriegsbedingten Einbrüchen konnte sich die Gemeinde rasch erholen und erreichte schon 1919 ihren Höchststand von 23.000 Gemeindegliedern – am Ende des 2. Weltkrieges waren es nur noch 500. Das Wirtschaftswunder ließ die Steinbühler Gemeinde nochmals erblühen und auf 19.000 Seelen anwachsen, doch mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen infolge von Öl- und Wirtschaftskrisen, Rationalisierung, Standortverlagerungen und Firmenpleiten schrumpfte auch die Gemeinde wieder auf heute ca. 5.300 Menschen. Für sie war die Kirche zu groß geworden – und da das Gemeindehaus einer grundlegenden Sanierung bedurfte, entschied man sich 2006, das Gebäude zu verkaufen und stattdessen ein neues Gemeindezentrum als „Haus im Haus“ innerhalb der Christuskirche zu errichten. Der dreistöckige, transparente Bau aus Beton und Glas konnte am 6. Juli 2008 neu eingeweiht werden.

Kreuzgangspiele Feuchtwangen

Die Kreuzgangspiele fanden erstmals 1949 statt - entsprechend vieles hat sich seitdem geändert: Bereits ab 1958 standen meist zwei Stücke pro Saison auf dem Spielplan: ein heiteres und ein ernsteres. Und wurden bis 1974 noch feste Ensembles aus festen Theaterhäusern mit den Produktionen für die rund zehnwöchigen Festspiele beauftragt – was den Vorteil vorhersehbarer Kosten hatte, beschloss man 1975, unter einem eigenen Intendanten künftig für jede Saison ein eigenes Ensemble zusammenzustellen, um höchste künstlerische Qualität zu sichern. Renommierte Schauspieler wie Inge Meysel, Thekla Carola Wied, Ingrid Steeger, Hans Korte oder 8 9 Hans Clarin standen seitdem schon in Feuchtwangen auf der offenen und dennoch intimen Bühne. Eine weitere Neuerung war 1975 die Aufnahme eines dritten Stückes in den Spielplan, nämlich eines für Kinder – und das mit andauernd großem Erfolg. Kamen in den Anfangsjahren „vor allem Stücke religiösen Charakters“ zur Aufführung – wie es in dem Filmbeitrag heißt – so ist heute in der Satzung für die Kreuzgangspiele von „Theaterstücken der Weltliteratur in eigener Inszenierung“ die Rede. Die meist ausverkauften Vorstellungen sprechen für sich.

Landesposaunentag Gunzenhausen

Die Geschichte der geistlichen Bläsermusik reicht bis in die Antike zurück. Ihre bekannteste biblische Erwähnung findet die Posaune – eigentlich war es ein Widderhorn („schofar“), das Luther mit „Posaune“ übersetzte – beim Einsturz der Mauern von Jericho. Doch erst seit der Erfindung von Klappen und Ventilen (ca. 1820) war für Laien das Erlernen unserer modernen Blechblas-Instrumente möglich. Der Anstoß für die Posaunenchorarbeit in Deutschland ging von der Erweckungsbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts in Ostwestfalen aus (Minden-Ravensberg). Pionierarbeit leisteten der Pastor Eduard Kuhlo mit seinem „Posaunenbuch“ von 1881 und sein Sohn Johannes Kuhlo (1856-1941), der seine Arbeit fortsetzte. Das Besondere der kirchlichen Posaunenchöre ist, dass ihre Noten „in C“, also klingend, notiert sind. Die Literatur für säkulare Blaskapellen ist traditionell transponierend „in B“ geschrieben, so dass kirchlich ausgebildete Bläser nicht ohne weiteres „auf dem Tanzboden“ mitspielen können. Heute umfasst der Evangelische Posaunendienst in Deutschland e.V. rund 7.000 Chöre mit etwa 100.000 Mitgliedern, ca. 18.000 von ihnen kommen aus Bayern. 2008 fand in Leipzig der erste gesamte Deutsche Evangelische Posaunentag seit über 50 Jahren statt – 16.000 Teilnehmer sorgten für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als größter Posaunenchor der Welt.

Heuss beim Mütterdienst

Elly Heuss-Knapp, die schon 1952 verstorbene Gattin des damaligen Bundes-präsidenten, war eng mit Frau Dr. Antonie Nopitsch, der Leiterin des Mütterdienstes, verbunden. Nopitsch und sie hatten 1950 das Müttergenesungswerk mit Sitz in Berlin ins Leben gerufen (voller Name: Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk). Die Schirmherrschaft hat seitdem die Gattin des jeweiligen Bundespräsidenten inne. Heuss-Knapp war hoch gebildet, vielseitig interessiert und politisch aktiv. Schon während ihres Volkswirtschaftsstudiums, das sie nach ihrer Lehrerinnenausbildung begann, hielt sie politische Vorträge. Als Frauen zur Wahl der Nationalversammlung 1919 erstmals in Deutschland das passive und aktive Wahlrecht erhielten, ließ sie sich aufstellen. Auch kirchlich war sie interessiert und engagiert; der Arzt und Theologe Albert Schweitzer, mit dem die Familie befreundet war, hatte das Ehepaar Heuss 1908 getraut, in den 20er Jahren war Heuss-Knapp in der Gemeinde von Otto Dibelius in Berlin aktiv.

Landessporttag Nürnberg

Für Treue und Standhaftigkeit sollte das erstmals 1921 verwendete Eichenkreuz stehen – auch im Glauben. Seinen Anfang nahm die evangelische Turn- und Sportarbeit in den christlichen Jünglingsvereinen, den Vorläufern des CVJM, bereits im 19. Jahrhundert. Und schon immer wurde über Sinn und Unsinn dieser körperorientierten Arbeit innerhalb der Kirche kontrovers diskutiert. Im Eichenkreuz-Katechismus von 1928 – am Sprachstil Martin Luthers orientiert – lautet die Antwort: „Turnen und Sport für sich sind freilich weder christlich noch unchristlich, so wie deine Mahlzeit nicht christlich oder unchristlich ist. Wie aber diese durch das Gebet uns so, dass du sie mit Danksagung empfängst, dem Herrn anheimgegeben wird, so wird auch dein Sport im Innersten geändert, wenn du als Christ ihn treibst. Darum sei eingedenk, dass auch dein Turnen und Spielen unter dem Urteile des Herrn steht.“ Bei allem sportlichen Eifer steht deshalb nicht der Sieg im Mittelpunkt, sondern das gemeinsame Erleben und die Freude am Sport. „Jeder kann mitmachen, auch die sportlich weniger Begabten, alle sind uns willkommen“, schrieb 1983 der damalige Vorsitzende von Eichenkreuz Bayern, Karl Murrmann, in einer Publikation des Amts für Jugendarbeit, dem das Eichenkreuz angegliedert ist. Wie ernst die Eichenkreuzler dies nehmen, zeigt die Tatsache, dass bei ihnen seit den 1970er Jahren behinderte und nicht behinderte Jugendliche – wo es geht – gemeinsam Sport treiben.

Kirche im Zirkus

Bereits 1955 war in einer Haussitzung des Landeskirchenrates angeregt worden, auch evangelische Zirkusleute besonders seelsorgerlich zu betreuen, nachdem ein Pfarrer in Erfahrung gebracht hatte, dass die Zirkusunternehmen seit geraumer Zeit von einem eigens berufenen „Zirkuspriester“ der römisch-katholischen Kirche Betreuung erfahren. Doch lange Zeit passierte nichts, erst in seiner Vollsitzung vom 8. Juli 1963 beschloss der Landeskirchenrat, „darauf hinzuweisen, dass die Gemeindepfarrer solcher Orte, an denen ein Zirkus- oder Schaustellerunternehmen auftaucht, sich um diese Menschen seelsorgerlich bemühen sollen. [...] Die rechte Voraussetzung und den richtigen Ton bringt jeder Pfarrer mit.“

Storch auf Pfarrdach

Störche gehören seit Generationen zum Ortsbild von Altenmuhr. Doch Probleme beim Nestbau gab es immer wieder. So erinnert sich Pfarrer Hermann Kaußler, der in Altenmuhr aufgewachsen ist, in seinem Buch „Heimat unter dem Storchennest“ an die ersten vergeblichen Versuche des Storches in Neuenmuhr: „Das Baumaterial aus Zweigen und Reisig fiel immer wieder hinab in den Friedhof, bis dann ein wagemutiger Bürger ein Eisengestell auf dem Endstein des Daches anbrachte.“ 1976 wurden die Gemeinden Altenmuhr und Neuenmuhr zusammengelegt zu „Muhr am See“ – obwohl es zu dieser Zeit den Altmühlsee nur auf dem Papier gab. 1986 konnte er eingeweiht werden und bietet mit seiner Vogelinsel und einem großen Naturschutzgebiet vielen vom Aussterben bedrohten Tierarten Schutz und Ruhe.

Wiege der Posaunen

Die im Film portraitierte Instrumentenwerkstatt ist immer noch im Familienbesitz. Zehn Mitarbeiter beschäftigt der Enkel des schon 1968 verstorbenen Meisters Dotzauer. An der Herstellung der Instrumente hat sich in all den Jahren kaum etwas verändert. Sie ist immer noch reine Handarbeit, die durchschnittlich 30-35 Stunden in Anspruch nimmt, ehe ein Instrument fertig ist. Da vier Fünftel der Posaunen individuell nach Kundenwünschen gefertigt werden, können es aber auch 80 Stunden und mehr werden. Darin unterscheiden sich die Produkte der Qualitätswerkstatt von massenhaft angebotener Billigware aus Fernost, die auf den europäischen Markt drängt.

Camping-Kirche

„Es ist eine allgemeine Beobachtung, dass der Mensch im Urlaub für die Botschaft der Kirche aufgeschlossen und ansprechbar ist“, wurde in einem Papier der Arbeitsgemeinschaft für Volksmission festgehalten. Die Gründe hierfür sah die bundesweite AG darin, dass die Alltagssorgen in dieser Zeit zurücktreten, „dass Zeit zu Muße und Besinnung vorhanden ist und dass keine falsche Rücksicht auf Nachbarn und Kollegen genommen zu werden braucht.“ So investierte die bayerische Landeskirche 80.000 DM in den Umbau eines LKWs zur mobilen Kirche, die erstmals 1962 unterwegs war. Campingpfarrer Gottfried Franke stellt seinem Bericht zur Saison 1963 die Worte voran: „Bei unseren Einsätzen haben wir so viele weitoffene Türen gefunden, und unser Dienst wurde so herzlich begrüßt, dass uns deutlich wurde, hier ist ein Meer von Möglichkeiten kirchlichen Dienstes. […] Auf Schritt und Tritt begegneten wir dem Staunen: ‚Schön, dass die Kirche das macht‘. Man war ehrlich beglückt, ‚dass‘, wie ein alter Camper es ausdrückte, ‚die Kirche aus ihren Mauern herausgeht und zu uns kommt‘.“

Afrikanerinnen in Stein

Auch wenn die sozial engagierten und akademisch gebildeten Afrikanerinnen zum Anschauungsunterricht nach Deutschland kamen, so war es um die gesellschaftliche Stellung der Frau während der Adenauer-Ära – der 88-jährige hielt die Regierungsgeschäfte bis 1963 entgegen allen vorherigen Zusagen auf parteiinternen Druck hin eisern in der Hand – nicht sehr gut bestellt: Nur fünf Jahre zuvor – im Juni 1958 – hatte die Entscheidung der Landessynode der Pfalz bundesweit für Aufsehen gesorgt, Frauen die Amtsbezeichnung „Pfarrerin“ in Verbindung mit einer vollen Pfarrstelle zu verleihen. Die Nürnberger Nachrichten berichteten: „Besonders die Pfarrer machten geltend, dass einer Frau niemals ein volles Pfarramt verliehen werden könne. Das Neue Testament schließe eine solche Möglichkeit aus. Die Frauen, die nach dem Neuen Testament dem Mann nicht voll gleichgestellt sind, hätten in der Kirche genügend Spielraum, sich der Pflege und Seelsorge zu widmen.“ Ein Jahr darauf – 1959 – zog Ingeborg Geisendörfer, die Gattin des Leiters des Evangelischen Pressehauses, als erste Frau in die bayerische Landessynode ein, nachdem sie bereits 1953 schon ihr erstes Bundestagsmandat errungen hatte.

Bischof bei den Soldaten

Das Verhältnis zwischen Kirche und Militär bzw. „privatem Christsein“ und „Dienst an der Waffe“ ist seit jeher spannungsreich: Auf der einen Seite steht das 5. Gebot: „Du sollst nicht töten“ und die Friedensbotschaft Jesu, auf der anderen Seite die bereits in der Confessio Augustana gebilligte staatliche Notwendigkeit zur Herstellung und Verteidigung des weltlichen Friedens – notfalls mit Waffengewalt. Daher war die Wiederbewaffnung bzw. Aufbau der Bundeswehr, NATO-Beitritt und die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland auch in den Kirchen höchst umstritten. Der aus Hessen stammende damalige Präsident des Weltkirchenrates, Martin Niemöller, lehnte die Vereinbarkeit christlichen Glaubens mit dem Beruf des Soldaten kategorisch ab. Den Dienst der Militärpfarrer bezeichnete er als „Höllenlotsen“. Ein württembergischer Pfarrer verlangte gar, statt Kirchensteuer von Soldaten zu verlangen, sollte man ihnen den Taufschein abnehmen. Landesbischof Hermann Dietzfelbinger hielt dagegen: „Solange der Hauptmann von Kapernaum in der Bibel steht, ist der Soldatenberuf erlaubt.“ Man dürfe die Soldaten nicht allein lassen, sondern müsse sie mittragen. Aufgrund dieser öffentlich geäußerten Position wurde ihm seitdem die Einreise in die DDR von den dortigen Behörden verweigert.

Landesposaunentag Hof

Im Vorfeld dieses Posaunentages zeichneten sich Schwierigkeiten von Seiten der Teilnehmer ab: Viele hatten eine Land- bzw. Viehwirtschaft, deren Versorgung sie ihren Frauen allein – vor allem im Sommer – nicht für zwei volle Tage zumuten konnten. Etliche Chöre baten deshalb darum, nur am Sonntag teilnehmen zu dürfen – „ohne bös angeschaut zu werden“. Die Organisatoren des Verbandes hielten dagegen, dass die für Samstag geplante „Bläserfeierstunde“ als ein Höhepunkt des zweitägigen Treffens gedacht war. „Außerdem soll sich doch die große Bläserfamilie dadurch auch etwas näher kommen, was an einem kurzen Tag ganz unmöglich ist“, schrieben sie nach reichlichen Überlegungen in einem Standardbrief, der trotzdem eine „Ausnahme“ zuließ.

Glocke für Neuguinea

Bevor der moderne Kirchenbau am 1. Advent 1961 eingeweiht werden konnte, musste die Gemeinde – wie an so vielen anderen Orten auch – 10 lange Jahre mit einer kleinen Notkirche aus Holz vorlieb nehmen, aus der die im Film gezeigte Glocke für Papua-Neuguinea stammte, die dort bis heute im Einsatz ist.

Kinder an der Grenze

Im Titel des Beitrags verbirgt sich ein kleines Wortspiel: Willmars, ein Dorf in der Rhön, lag nicht nur unmittelbar an der einstigen „Zonen-Grenze“, auch der Name Rhön geht auf das keltische Wort roinos/rainos zurück, was so viel wie Grenze oder Grenzhügel bedeutet. Und viele der Kinder, die der intensiven pädagogischen Betreuung im Heim Nicolhaus bedürfen, haben gewisse Verhaltens-Grenzen überschritten. Gegründet wurde die Einrichtung 1884 als „Kleinkinderbewahranstalt“, schon 1887 erfolgte die Erweiterung zu einer „Mädchenrettungsanstalt“. Heute bietet das Haus 48 überwiegend heilpädagogische Plätze. Einzigartig ist die Integration der Kinder und Jugendlichen in das Dorfleben: „Die Kinder können in Vereinen wie Fußball-, Feuerwehr- und Musikverein aktiv sein. Die Bewohner, oft Familien mit eigenen Kindern, fördern und helfen durch vielfältige und menschliche Weise dabei, den uns anvertrauten Kindern ein intaktes Lern- und Lebensfeld zu bieten. Freundschaften mit den Dorfkindern werden gefördert, bei Aktivitäten werden die Kinder des Nicolhauses stets einbezogen“, so der Heimleiter.

Kirchentag Leipheim

Ursprünglich war Leipheim der Dekanatssitz der Region. Dieser wurde aber 1921 nach Neu-Ulm verlegt und später entsprechend umbenannt. Die zugehörigen Landgemeinden waren lange Zeit rein protestantisch geblieben. Erst als die Nationalsozialisten einen Fliegerhorst in Leipheim bauen ließen, kamen mit den Bauarbeitern wieder mehr Katholiken in die Stadt, so dass nach fast 400 Jahren erstmals wieder eine kleine katholische Kirche gebaut werden musste. Nach dem Krieg wuchs die Zahl der Katholiken stark an - allein 900 Heimatvertriebene wurden in dem Städtchen angesiedelt - und der Neubau einer größeren katholischen Kirche war unausweichlich. 1960 wurde sie geweiht.

Billy Graham

Billy Graham (*1918) gilt als „Vater der Massenevangelisationen“, die auch heute noch weltweit durchgeführt werden. Dabei war sowohl er, oft als „Maschinengewehr Gottes“ bezeichnet, als auch die durchinszenierten Massenveranstaltungen nie unumstritten. Wichtigstes Druckmittel, um die Menschen zu einer Umkehr – meist „Bekehrung“ genannt – zu bewegen, war die Angst vor der „ewigen Verdammnis“. Die meiste Kritik erntete Graham dafür, dass er die jeweiligen Kriege der USA – angefangen von Korea-, über Vietnam- bis zu den Golf-/Irakkriegen und dem Afghanistan-Einsatz – als enger Berater und Seelsorger des jeweiligen Präsidenten befürwortete.

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

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Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

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