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Vor 400 Jahren starb Melanchthon

Eigentlich hieß er Philipp Schwarzerdt, doch aufgrund seiner herausragenden altsprachlichen Fähigkeiten benannte ihn sein Förderer und gleichzeitger Großonkel, 20 21 der bedeutende Humanist Johann Reuchlin, im zarten Alter von nur zwölf Jahren um in Melanchthon – die griechische Übersetzung von „schwarze Erde“. Noch im gleichen Jahr begann er sein Studium in Heidelberg. Melanchthon war ein vorausdenkender Geisteswissenschafler, Gelehrter und Theologe, der gut vernetzt war und um den Wert von Kooperatonen wusste. Das heutge Postulat des „lebenslangen Lernens“ war für ihn eine Selbstverständlichkeit: Bereits als Professor für griechische Literatur in Witenberg berufen und tätg, studierte er dort bei Luther Theologie, dieser wiederum besuchte die Griechisch-Vorlesungen des 14 Jahre Jüngeren. Luther nannte ihn of „unseren kleinen Griechen“, denn der heute „große Melanchthon“ war von ziemlich kleiner Statur – nur 1,50 Meter groß – und obendrein mit einem Sprachfehler behafet. Zu Beginn machte man sich in Witenberg deshalb noch über ihn lustg, doch der Gehalt und die Klarheit seiner Worte und Gedanken wussten zu überzeugen und zu faszinieren.

Neue Diasporakirche in Unterfranken

In Folge des 2. Weltkriegs gab es innerhalb Deutschlands eine große „Binnenwanderung“. Nicht nur die Flüchtlingsströme aus dem Osten mussten aufgefangen und im gesamten Land neu angesiedelt werden, auch die vielen Ausgebombten, deren Häuser zerstört waren, mussten sich neu orienteren. Manche Familien waren über das ganze Land verstreut und mussten sich mühsam wieder zusammenfnden. Das Land mit der Opton auf Selbstversorgung wurde gerade in den ersten Jahren bevorzugt als neue Heimat gewählt. So kamen in ehemals fast rein katholische Gegenden viele Protestanten – und umgekehrt. Die so entstandenen neuen Gemeinden brauchten natürlich auch neue Kirchen und Pfarrer. Am Ende seiner zwanzigjährigen Amtszeit konnte Landesbischof Hermann Dietzfelbinger 1975 auf etwa 30 zerstörte und wieder aufgebaute Kirchen zurückblicken, auf 360 Kirchenneubauten, 470 Gemeindehäuser, 365 Kindergärten und 560 Pfarrhäuser/- wohnungen.

Afrikaner auf dem Hesselberg

Die „junge Kirche in Afrika“ hat sich in jenen Jahren kräfig entwickelt und an Eigenständigkeit und Profl gewonnen. Dies wird am deutlichsten in den Gotesdiensten sichtbar: Anders als hierzulande, wo der Gotesdienst in feierlicher Andacht und Ruhe meist binnen einer Stunde abgehalten wird, kennzeichnen die of mehrstündigen afrikanischen Gotesdienste ihre hohe Lebendigkeit, Freude und Spontaneität. Nachdem in der Anfangszeit der Mission meist europäische Lieder gesungen wurden – mit der jeweiligen Übersetzung in die Sprache der Region – tauchten mehr und mehr „afrikanische Texte und Melodien auf und Rhythmen, in denen die Menschen nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Körper mitschwingen und mitanzen“, schrieb Landesbischof Hermann Dietzfelbinger 1984 in seinen Memoiren. „Und selbstverständlich sind die Kinder dabei, die Müter bringen auch ihre Säuglinge in den Gotesdienst mit, und die Kinder dürfen auch schreien – und stören damit keineswegs das Lob Gotes, an dem wohl nach Psalm 8,3 gerade auch Kinder und Säuglinge beteiligt sein sollen.“

Kirchentag in München

Logistsch gesehen war dieser Kirchentag mit seinen über 50.000 Dauerteilnehmern eine wahre Herausforderung: Während ein Großteil der Jugendlichen in Schulen und Turnhallen untergebracht werden konnte, fanden viele andere privat eine Unterkunf bei katholischen Glaubensbrüdern und -schwestern. Der Erzbischof von München und Freising, Josef Kardinal Wendel, ging mit gutem Beispiel voran und beherbergte seinen evangelischen Amtskollegen, Bischof Beyer aus Dänemark. Überschatet wurde der Kirchentag von der damals schon zehnjährigen Teilung Deutschlands: Erstmals gestate die DDR-Regierung lediglich 1.000 Christen die Ausreise nach München. Sie betrachtete den Kirchentag als eine Propaganda- Veranstaltung der NATO und unterstellte politsche Ambitonen. Nachdem sich am Freitagabend spontan und ohne Wissen des Kirchentagspräsidiums ca. 700 Soldaten der Bundeswehr zusammen mit Vizekanzler Ludwig Erhard und den Bischöfen Oto Dibelius und Hanns Lilje getrofen haten, verweigerten die DDR-Behörden 26 Geistlichen kurzfristg die Ausreise, die eigentlich bei den Festgotesdiensten am Sonntagmorgen in den Münchener Kirchen häten predigen sollen. Doch brachten die Gläubigen ihre Verbundenheit anderweitg zum Ausdruck: Sowohl beim Eröfnungsgotesdienst als auch bei der Schlusskundgebung läuteten zeitgleich die Glocken der evangelischen Goteshäuser in der DDR.

Kindergottesdienst gibt ein Dankopfer

Der damals für die Kindergotesdienstarbeit in St. Johannis hauptverantwortliche Pfarrer Oto Gloßner konnte 1959 nicht nur auf 30 Jahre Arbeit mit Kindern zurückblicken, sondern auch sein 40-jähriges Dienstjubiläum in St. Johannis feiern. Kurz nach dem ersten Weltkrieg hate er als Hilfsgeistlicher seinen Dienst in der Gemeinde begonnen, der er bis zu seiner Pensionierung die Treue gehalten hat. 18 19 Die Nürnberger Nachrichten würdigten ihn in einem großen Artkel im August 1959: „Die besondere Liebe des jetzt 67jährigen galt stets der Kindergotesdienstarbeit. Sein Kindergotesdienst von St. Johannis gilt vielen Gemeinden – weit über die bayerischen Grenzen hinaus – als Vorbild. Der gebürtge Lehrerssohn kümmerte sich auch besonders um die Entaltung des evangelischen Schulwesens. […] In Anerkennung seiner Verdienste verlieh der Evang.-Luth. Landeskirchenrat ihm 1955 den Titel eines Kirchenrates.“

Erholung für Arbeiterfamilien in Sulzbürg

Das Erholungsheim Sulzbürg wurde – zunächst mit nur 12 Beten und ausschließlich für Arbeiterinnen – 1925 von der Pfarrerstochter und Fürsorgerin Elisabeth Nägelsbach gegründet. Nach dem Krieg erfolgte eine Erweiterung und die allmähliche Umgestaltung zur heutgen „Familienerholungs- und Tagungsstäte Sulzbürg“. Frau Nägelsbach kandidierte 1948 erfolgreich für den Nürnberger Stadtrat, von 1954 bis 1966 saß sie für die CSU im Bayerischen Landtag und konnte so auf politscher Ebene soziale und diakonische Arbeit voranbringen.

Ein Stern fiegt durch die Luf

St. Lorenz hat den Amerikanern viel zu verdanken: Sie waren nicht nur – wie im Film zu sehen – beim Aufsetzen der Weterfahne behilfich, der gesamte Wiederaufau konnte durch die massive Unterstützung des New Yorker Großspenders Mr. Rush Kress, Nachkomme des ehemaligen Pfarrers von St. Lorenz, Anton Kreß, rasch vorangetrieben werden. Bereits am Laurentustag, dem 10. August 1952, konnte der erste Gotesdienst im Bürgerdom gefeiert werden, der gleichzeitg zweite Bischofskirche in Bayern ist. Die Amtseinführung eines neuen Landesbischofs erfolgt traditonell in dieser Kirche.

Das Missionsschwein von Gräfensteinberg

Das „berühmte Missionsschwein von Gräfensteinberg“, das sogar bis ins ferne Kanada bekannt war, ist leider völlig in Vergessenheit geraten. Selbst von den Gräfensteinbergern – meist Nachkommen österreichischer Glaubensexulanten aus dem 18. Jahrhundert – kann sich kaum noch jemand an die ausgefallene Akton erinnern. Dabei ist das Prinzip relatv einfach: Jemand gibt etwas ab, was ihm nicht allzu weh tut, viele andere geben etwas dazu, und der Erlös fießt einem guten Zweck zu. – Fundraising, wie es im Buche steht.

Jugend aus Berufsschulen sammelt

„Es fehlt nicht nur an fröhlichen Gebern, sondern vor allem an freiwilligen Sammlern“, wurde vielerorts geklagt. Fielen alters- oder krankheitsbedingt treue und bewährte Spendensammler aus, war es schwer, geeignete und willige Nachfolger für diesen – heute immer noch – wichtgen Dienst zu fnden. Immerhin konnte 1956 erstmals die 1-Millionen-DM-Grenze überschriten werden. Da die Reihe „Blick vom Kirchturm“ auch zum innerkirchlichen Informatonsaustausch unter den Gemeinden gedacht war, ist es nicht verwunderlich, dass Martn Lagois dieses Thema erneut aufgrif, um anderen Gemeinden zu zeigen, wie junge Sammler gewonnen werden können.

Heuss in der Nürnberger St. Sebalduskirche

„Papa Heuss“, wie der erste Bundespräsident in der Öfentlichkeit wegen seiner fürsorglichen Großherzigkeit of liebevoll genannt wurde, kam jedes Jahr nach Nürnberg. Er war Mitglied im Verwaltungsrat des Germanischen Natonalmuseums, in dem während des Krieges auch Kunstgegenstände der Nürnberger Kirchen 16 17 eingelagert worden waren. Einige dieser Aufenthalte nutzte er für einen Besuch in der Sebalduskirche, der er bereits 1953 die im Film gezeigte Bibel gestfet hat. Die handgeschriebene Widmung stammt aus Jeremia 18,7-8. Der aktuelle Bezug des prophetschen Warnrufs war damals ofensichtlich.

Missionsfest Gunzenhausen

Neben einem zweitägigen Landesmissionsfest in Nürnberg haten viele Kirchen- gemeinden bzw. Dekanate ihre eigenen Missionsfeste, bei denen anhand konkreter Beispiele über die Missionsarbeit berichtet und für die „Heidenmission“ gesammelt wurde. Man wollte die „Äußere Mission“, die aus juristschen Gründen unter der Rechtsträgerschaf eines eigenen Vereins stand (Verein für Innere und Äußere Mission), fester im Bewusstsein und Leben des Einzelnen und in den Gemeinden verankern. Die damals häufg anzutrefende Meinung, Missionsarbeit sei das private Hobby Einzelner, sollte revidiert werden. Christliches Leben ohne Mission ist kaum denkbar, weil die Mission ein Wesenszug der Kirche ist. „Missionsgelegenheiten sind ein Geschenk Gotes an die Kirche“, war zu jener Zeit in vielen Rundschreiben und Predigthilfen an die Pfarrer zu lesen

Evangelische Landjugend in Pappenheim

Die ELJ war damals noch ein sehr junges Pfänzchen innerhalb der Landeskirche. Erst im Dezember 1953 war sie gegründet worden. Vorher war die Landjugend unter dem Dach des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) organisiert gewesen – interkonfessionell und eher berufsständisch orientert. Die katholische Kirche kündigte aber diese anfängliche Kooperaton nach kurzer Zeit wieder auf, weil sie „keine klare weltanschauliche Ausrichtung“ häte, und begann, ihre eigene Landjugend aufzubauen – mitunter sehr zum Leidwesen des BBV, der seine Jugendarbeit bedroht und untergraben sah. Nach anfänglicher Ablehnung stmmte Landesjugendpfarrer Hans-Martn Helbich der Gründung einer eigenen, evangelischen Landjugend zu, die nicht nur für Bauern, sondern für Jugendliche aller Berufsstände auf dem Lande ofen stehen solle. Zunächst war die ELJ auch auf dem Hesselberg angesiedelt, es sollten dort sogar neue Gebäude errichtet werden. Doch als die Planungen und Vorbereitungen schon sehr weit fortgeschriten waren und kurz vor der Realisierung standen, bot der Freistaat im Januar 1958 kurzfristg die Übernahme der Räumlichkeiten seiner bisherigen Finanzschule in Pappenheim zu einem äußerst günstgen Preis an. Für insgesamt 212.000 DM gingen das Grundstück und die vier Gebäude inklusive Einrichtung an die ELJ über. Zum Vergleich: Die Baukosten für die VHS Alexandersbad waren mit ca. 1.000.000 DM veranschlagt worden. Froh und dankbar über das viele eingesparte Geld nahm Hans-Martn Helbich – inzwischen zum Dekan berufen – die Schlüssel für die Gebäude am 6. Juli 1958 entgegen.

Löhe-Schule in Nürnberg

Gegründet wurde die Schule nicht – wie im Film berichtet – „vor 25 Jahren“, sondern bereits 1901 als „höhere Töchterschule“ von Neuendetelsauern Diakonissen. Rasches Wachstum, Ausbau und Erweiterung der Schulzweige sorgten für permanente Raumnot und häufge Umzüge, bis 1932 endlich das im Film zu sehende Gebäude in der Rollnerstraße bezogen werden konnte. Von da an trug die Schule den Namen „Wilhelm-Löhe-Schule“, als Würdigung des Neuendetelsauer Pfarrers, der selbst einmal gesagt haben soll: „Ich habe je und je das Unglück gehabt, von solchen beurteilt zu werden, die mich nicht ganz verstanden“. Im Sinne des Evangeliums wurde daher immer größter Wert auf die persönliche Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin gelegt. Schulleiter Dr. Ernst Dietzfelbinger (ein Bruder des Landesbischofs) hat z.B. bei Zeugnisausgaben jedes Mädchen persönlich mit Handschlag verabschiedet, was bei 1600 Schülerinnen alles andere als selbstverständlich war. 1980 konnte ein Neubau an der Deutschherrnwiese bezogen werden, gleichzeitg wurde die Koedukaton eingeführt, so dass heute auch Jungen die kooperatve Gesamtschule besuchen können.

Volkshochschule Alexandersbad

Schon kurz nach der Einweihung der Heimvolkshochschule auf dem Hesselberg war klar, dass es eine weitere derartge Einrichtung im abgeschiedenen, doch stark evangelisch geprägten Nordost-Oberfranken bzw. der nördlichen Oberpfalz geben musste. In der Begründung des Antrags zur Errichtung hieß es 1955: Die weite Enternung „erschwert den hiesigen Bauern und Arbeitern den Besuch sehr.“ Hauptzielgruppe für die meist mehrmonatgen Kurse waren Jugendliche aus der Region, die ihre 8-jährige Volksschulzeit - in der viele Aspekte des immer komplexer werdenden modernen Lebens nur rudimentär behandelt werden konnten – abgeschlossen haten. „Der Nachdruck muss auf das bäuerliche Element gelegt werden, weil der Arbeiter allein die Schule nie tragen kann, so sehr gern er sie wünscht und benützen will. Es ist nicht möglich, dass Arbeiter für 4 – 6 Monate aus ihrem Betrieb herausgelöst werden können, wohl aber ist das bei unseren langen Wintern für die bäuerliche Bevölkerung möglich. Die langfristgen Kurse werden immer nur bäuerliche Kurse sein, während die Arbeiter die Schule im Sommer für längere oder kürzere Kurse bzw. Wochenendfreizeiten zur Verfügung 14 15 haben werden.“ Heute trägt die Einrichtung den Namen „Evangelisches Bildungs- und Tagungszentrum Alexandersbad“ und bietet 150 Gästen Raum für Bildung, Begegnung und Besinnung.

Bischof Lilje auf Hesselberg

Der erste Bayerische Kirchentag auf dem Hesselberg wurde am 14. Mai 1951 anlässlich der Einweihung der Evang.-Luth. Volkshochschule begangen. Das Ziel dieser Landvolkshochschule war die „Förderung der Jugenderziehung im christlichen Sinne“, wie es in der Satzung des bereits 1949 gegründeten Vereins, der die Trägerschaf der Einrichtung inne hate, festgehalten war. In laufenden Kursen sollten „junge Männer und junge Mädchen, vornehmlich aus dem Landvolk, auf evang.- luth. Grundlage zu bewusst christlichen Persönlichkeiten“ herangebildet werden. Der jährliche Bayerische Kirchentag an Pfngstmontag auf dem Hesselberg hate sich so schnell etabliert, dass der Vorschlag von Landesbischof Hermann Dietzfelbinger, nach der Einweihung der zweiten Evang.-Luth. Volkshochschule Alexandersbad den Kirchentag fortan im Wechsel zwischen Hesselberg und Alexandersbad abzuhalten, auf breite Ablehnung steß. Der Hesselberg war bereits zu einer festen Traditon geworden.

Löhe-Feiern

Löhe war eine äußerst charismatsche Persönlichkeit und brillant in der Wortverkündigung. Aus dem ganzen Umland kamen Menschen nach Neuendetelsau, um seine leidenschaflichen Predigten zu hören. Seine Schrifen zur Glaubensunterweisung waren ebenso begehrt, wie sein Dienst als Seelsorger. Wort und Tat gehörten für den pietstsch geprägten Theologen untrennbar zusammen. Mit der Ausbildung von Diakonissen hate er in der Absicht begonnen, junge Frauen für den sozialen Dienst in ihren Gemeinden zu schulen. Dabei war eine lebenslange Bindung an die Gemeinschaf mit dem gleichzeitgen Verzicht auf Ehe und Familie ursprünglich gar nicht vorgesehen, etliche Diakonissen traten nach einer gewissen Zeit wieder aus und heirateten. Landesbischof Dietzfelbinger war unmitelbar vor seinem Amtsantrit selbst zwei Jahre Rektor der Diakonissenanstalt.

Landessynode in Regensburg

Aus journalistscher Sicht ist Martn Lagois mit diesem Beitrag eine Meisterleistung gelungen, die bis heute gültge Maßstäbe erfüllt und das „Infotainment“ eingeläutet hat: Anknüpfend an das aktuelle Ereignis – die erstmalige Tagung der Landessynode in Regensburg – werden auf unterhaltsame Weise geschichtliche Fakten und Hintergrundinformatonen in die Berichterstatung eingefochten und Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen. Die Zuschauer werden durch die Vorstellung ihrer jeweiligen Vertreter im Kirchenparlament eingebunden, weltliche und sakrale Kunst und Kultur fnden ebenso Berücksichtgung wie der emotonale Aspekt durch den Besuch des Kinderheims Kastell Windsor als dramaturgischen Höhepunkt. Die beschriebenen Symptome der Kinder sind uns heute bekannt unter dem Begrif „ADHS“ (Aufmerksamkeits-Defzit/-Hyperaktvitäts-Syndrom).

Bibelausstellung

Der Standardtext der Bibel war bis ins 15. Jh. die lateinische Übersetzung des hebräischen (AT) und griechischen (NT) Urtextes („Vulgata“). Die von Martn Luther eingeleitete Reformaton, für den allein die Heilige Schrif Grundlage christlichen Glaubens war, wäre ohne die Erfndung des Buchdrucks und den damit verbundenen Möglichkeiten der schnelleren und weiteren Verbreitung von Schrifen kaum möglich gewesen. Seine Übersetzung der Bibel wurde durch den Buchdruck sprachbildend. Eine wesentliche Rolle spielte dabei auch die freie Reichsstadt Nürnberg mit seinem starken, liberalen Bürgertum. Bei ihnen steßen die neuen Lehren Luthers auf besonders ofene Ohren. Als Kreuzungspunkt der damals wichtgsten Handelsrouten Europas, wurden hier nicht nur Waren und Güter ausgetauscht, sondern auch Kunstgegenstände, Schrifen und Informatonen.

St. Sebald – Nürnberg wieder aufgebaut

Bereits im August 1943 verursachten Phosphorbomben erste Schäden am Ostchor und nördlichen Seitenschif. Durch Streubomben wurde der Ostchor im Oktober 1944 weiter beschädigt, das Hauptportal und die Moritzkapelle zerstört. Es folgte die verheerende Bombennacht des 2. Januar 1945, doch stürzte das Dach über dem Ostchor erst am 21. Februar vollkommen ein. Für den 20. April 1945 (Hitlers Geburtstag) noterte der Chronist: „… beim Einzug der US-Truppen Beschuss der beiden Türme mit Brandgeschossen. Durch Brand der Türme Vernichtung der acht alten Bronzeglocken, des Daches über dem Westchor und schwere Beschädigungen des romanischen Engelschores, Zerstörung des Daches über dem Mitelschif zur Hälfe.“ Durch Brandstfung kam es anschließend zur vollständigen Zerstörung. Bauträger und damit Hauptkostenträger des Wiederaufaus der Altstadtkirchen war nicht die Öfentliche Hand, sondern die jeweilige Kirchengemeinde selbst. So dauerte es zwölf Jahre, bis die älteste Pfarrkirche Nürnbergs wieder hergestellt war.

Modell-Jugendbücherei in Bayreuth

Der Büchereiverband der Evang.-Luth. Kirche in Bayern wurde etwa zeitgleich Mite der 20er Jahre mit der Bildkammer gegründet. Schon früh dabei war die im Film kurz zu sehende Marie Flierl, die nach dem Kriege beides, Büchereiverband und Bildkammer bis 1960 leitete. Gerade in der unmitelbaren Nachkriegszeit wurde der Büchereiverband von Anfragen geradezu überrannt: „Ein Ansturm von Hilferufen aus den Gemeinden setzte ein. Wir haten alle Hände voll zu tun, diesen Andrang zu bewältgen. Die Gemeinden, fast berstend durch den Flüchtlingsstrom, riefen nach Büchern. Die Lagerleitungen von Flüchtlings- und Interniertenlagern und anderen gemeindlichen Stellen baten um Hilfe. […] Die Tatsache, dass der Mensch in diesem Zusammenbruch nicht nur nach Kleidung und Essen verlangte, ließ uns schnell aktv werden und Ideen ausdenken“, berichtet Marie Flierl aus dieser Zeit. Ein Beispiel für diese aus der Not geborene Kreatvität: Jutesäcke, mit denen Hilfsgüter aus Amerika gekommen waren und die unbeachtet in einer Ecke des örtlichen Hilfswerks lagen, wurden überprüf und zu günstgen Preisen als Kartofelsäcke an die Bauern der Region verkauf. Aus dem Erlös konnten weitere neue Bücher für die Wanderbüchereien gekauf werden. Um gerade die Jugend, um die es dem damaligen Zeitgeist nach alles andere als gut bestellt war und die sich eher für das neue Medium Fernsehen interessierte, wieder an das Lesen heranzuführen, war der Gedanke gereif, spezielle Jugendbüchereien einzurichten. Die erste davon war in Bayreuth, einige weitere folgten.

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

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Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

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