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Blick vom Kirchturm Videos

Bischof Lilje auf Hesselberg

Der erste Bayerische Kirchentag auf dem Hesselberg wurde am 14. Mai 1951 anlässlich der Einweihung der Evang.-Luth. Volkshochschule begangen. Das Ziel dieser Landvolkshochschule war die „Förderung der Jugenderziehung im christlichen Sinne“, wie es in der Satzung des bereits 1949 gegründeten Vereins, der die Trägerschaf der Einrichtung inne hate, festgehalten war. In laufenden Kursen sollten „junge Männer und junge Mädchen, vornehmlich aus dem Landvolk, auf evang.- luth. Grundlage zu bewusst christlichen Persönlichkeiten“ herangebildet werden. Der jährliche Bayerische Kirchentag an Pfngstmontag auf dem Hesselberg hate sich so schnell etabliert, dass der Vorschlag von Landesbischof Hermann Dietzfelbinger, nach der Einweihung der zweiten Evang.-Luth. Volkshochschule Alexandersbad den Kirchentag fortan im Wechsel zwischen Hesselberg und Alexandersbad abzuhalten, auf breite Ablehnung steß. Der Hesselberg war bereits zu einer festen Traditon geworden.

Afrikaner auf dem Hesselberg

Die „junge Kirche in Afrika“ hat sich in jenen Jahren kräfig entwickelt und an Eigenständigkeit und Profl gewonnen. Dies wird am deutlichsten in den Gotesdiensten sichtbar: Anders als hierzulande, wo der Gotesdienst in feierlicher Andacht und Ruhe meist binnen einer Stunde abgehalten wird, kennzeichnen die of mehrstündigen afrikanischen Gotesdienste ihre hohe Lebendigkeit, Freude und Spontaneität. Nachdem in der Anfangszeit der Mission meist europäische Lieder gesungen wurden – mit der jeweiligen Übersetzung in die Sprache der Region – tauchten mehr und mehr „afrikanische Texte und Melodien auf und Rhythmen, in denen die Menschen nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Körper mitschwingen und mitanzen“, schrieb Landesbischof Hermann Dietzfelbinger 1984 in seinen Memoiren. „Und selbstverständlich sind die Kinder dabei, die Müter bringen auch ihre Säuglinge in den Gotesdienst mit, und die Kinder dürfen auch schreien – und stören damit keineswegs das Lob Gotes, an dem wohl nach Psalm 8,3 gerade auch Kinder und Säuglinge beteiligt sein sollen.“

Bischof Dibelius zu Gast

An der Volkshochschule auf dem Hesselberg wurden nicht nur die gleichen Kurse abgehalten wie in der Volkshochschule Alexandersbad, es wurden ebenso weitere Freizeiten und Kurse angeboten bzw. konnte man sich – wie hier im Filmbeitrag zu sehen ist – auch zu Klausurtagungen und Arbeitskreistrefen in die Abgeschiedenheit des Landes zurückziehen.

Alter Riterorden

Für den Johanniter-Ritterorden, der auf eine über 900-jährige Geschichte zurückblicken kann, gehören der christliche Glaube und die tatkräfige Hilfe für Arme, 28 29 Kranke, Schwache und in Not geratene Menschen eng zusammen. Meister Gerhard, Vorsteher des Hospitals St. Johannis zu Jerusalem, aus der die Ordensgemeinschaf hervorgegangen ist, hielt ca. 1120 fest: „Unsere Bruderschaf wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pfanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Got will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“ Nach dem Fall Jerusalems musste der Orden seinen Sitz mehrmals verlegen, u.a. nach Rhodos und Malta. So entstand die zeitweise synonym verwendete Bezeichnung Malteser. Heute steht der Name Malteser für den katholischen Orden, während der evangelische Zweig den Namen Johanniter trägt. In Deutschland ist der Orden seit dem 2. Mai 1947 auf Grund eines Schutzbriefes des Rates der EKD selbst Teil der Evangelischen Kirche in Deutschland, seit 1948 können erstmals auch Nicht-Adelige in den Riterorden aufgenommen werden.

Glocke für NeuguineaKain und Abel auf der StraßeMänner legen Hand anKirchentag LeipheimBilly GrahamKirchenburg an der GrenzeDen Lebenden zur UmkehrAlter RiterordenKirche im Zirkus

Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

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Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

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