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Evangelisches Pressehaus

Einweihung des Evangelischen Pressehauses in München mit Informationen zu den Redaktionen des Evangelischen Filmbeobachters und des Sonntagsblatts

Jahr: 1961

Dekanat: München

Thema: Kultur / Bildung

Ort: München

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Über das Video

Schon 1946 hate der im Beitrag zu sehende Direktor des Evangelischen Presseverbands für Bayern, Pfarrer Robert Geisendörfer, die Weichen für den Neuaufau der evangelischen Pressearbeit in Bayern mit der Einrichtung einzelner Bezirksredaktonen in den Landesteilen gestellt. Die lange Traditon des Sonntagsblats für die Evang.-Luth. Kirche in Bayern, die bis ins Jahr 1884 zurückreicht, sollte fortgeführt werden. Auch auf Hörfunk und Fernsehen nahm Geisendörfer erheblichen Einfuss. Ab 1960 war er Fernsehbeaufragter der EKD und meldete sich u.a. zur noch bevorstehenden Einführung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ofzieller Sendestart: 1. April 1963) entschieden zu Wort. Er sprach sich vor allem gegen eine rein kommerzielle Finanzierung des neuen Senders aus, wie sie in den USA schon üblich war. In Deutschland befürchtete man Abhängigkeitsverhältnisse und Einfussnahme einzelner Wirtschafslenker auf die Programmgestaltung. Außerdem war Geisendörfer anfangs auch gegen eine Fernsehübertragung von Gotesdiensten: „Man soll dem Bundesbürger nicht die Illusion schafen, dass er in der Kirche gewesen sei, während er in Wirklichkeit gemütlich am Kafeetsch gesessen hat“, sagte Geisendörfer in einem Interview 1960. Befürworter halten dagegen, dass Fernseh-Gotesdienste vor allem für alte und kranke Menschen außerordentlich wichtg sind. Zudem ließen sich gerade über das Alltagsmedium Fernsehen auch Kirchenferne wieder – oder erstmals – ansprechen. Geisendörfer revidierte seine 24 25 Meinung und arbeitete engagiert an der Produkton von TV-Gotesdiensten mit, die damals noch nicht live übertragen wurden. Für die kirchliche Medienarbeit war er so bedeutend, dass 1983 von der EKD der „Robert-Geisendörfer-Preis“ ins Leben gerufen wurde. Mit dem kirchlichen Medienpreis werden herausragende Radio- und Fernsehsendungen ausgezeichnet, „die das individuelle und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, die zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitgen Achtung der Geschlechter beitragen und somit die christliche Orienterung vertefen sowie Zeugnis und Dienst der Kirche unterstützen“, so die Auszeichnungskriterien.

Thema: Kultur / Bildung

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Martin Lagois und „Der Blick vom Kirchturm“

Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianers und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-mm-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.

Als Nachkomme von Hugenotten 1912 im altmärkischen Lagendorf (Sachsen-Anhalt) geboren, folgte er dem Beruf seines Vaters und studierte Theologie. Nach seiner Ordination führte ihn seine erste Stelle 1938 als Hilfsprediger zur damals noch sehr kleinen evangelischen Gemeinde in Rom. – Zu einer Zeit, in der „alle anderen in Deutschland sein und mitsiegen“ wollten, wie er es später einmal formulierte. Zwei Jahre darauf wechselte er nach dem Bürgerkrieg als Reiseprediger ins spanische Bilbao, bis er 1943 zum Wehrdienst einberufen wurde.

Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft begann er zunächst als „Amtsaushilfe“ in Nürnberg, 1948 wurde er offiziell in den Pfarrdienst der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern aufgenommen. Robert Geisendörfer gewann ihn bald als Redakteur für den Evangelischen Presseverband mit der Aufgabe, Nachrichten und Berichte aus dem kirchlichen Leben für das Sonntagsblatt und regionale BayernTageszeitungen zu schreiben. Aus Ärger über die mangelnde Professionalität einiger Pressefotografen begann Martin Lagois damals selbst zu fotografieren und erwarb sich rasch einen guten Ruf als ausgzeichneter Fotograf. Fortan reiste er mit Notizblock und Kamera für seine Artikel durch die fränkischen Gemeinden. Auch Kunst, Kultur und Soziales fiel in sein Metier.

Marie Flierl, die die Evangelische Bildkammer leitete, bat Lagois Mitte der 50er Jahre, bei seinen Reisen auch Filmaufnahmen mit einer kleinen 16-mm-Kamera zu machen. Die Idee für eine aktuelle kirchliche Zeitschau zum Austausch über das Leben und besondere Ereignisse in Gemeinden und Dekanaten war geboren.

In Analogie zum „Blick in die Welt“ – einer monatlichen Beilage zu den „Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Auftrag des Evang.-Luth. Zentralverbandes für Äußere Mission“ – wurde der Titel „Blick vom Kirchturm“ gewählt. Die Reihe sollte über die vielen Liebeswerke der Inneren Mission berichten. Dabei wurde die jeweils aktuellste Folge bei den Gemeindeeinsätzen der Filmmissionare von der Bildkammer als Vorfilm zum jeweiligen Hauptfilm gezeigt.

Die Reihe kam von Anfang an gut an und wurde vor allem von den ländlichen Gemeinden dankbar angenommen. Im Laufe der Zeit steigerte sich die Qualität, so dass Martin Lagois gebeten wurde, anlässlich des Evangelischen Kirchentages 1959 in München einen Film für das Fernsehen zu drehen. Das Bayerische Fernsehen stellte ihm den Redakteur Dr. Richard Dill mit einem neunköpfigen Film-Team zur Seite. Am Abend des 7. August 1959 verfolgte die gesamte Republik am Bildschirm den Film „Wo der Kirchentag zu Gast ist - Aus der Arbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ , der eine Brücke in die Zeit der Reformation schlug.

Es folgten weitere Produktionen für das Fernsehen, auch Reportagen aus dem Ausland. Martin Lagois bereiste Papua-Neuguinea, Tansania und viele Länder Süd- und Mittelamerikas und des Nahen Ostens. Neben dem Filmmaterial für die Sendeanstalten brachte er auch immer wieder Dias für die Evangelische Bildkammer mit und produzierte sogenannte „Tonbild-Schauen“: Dia-Serien mit einem Tonband, das – wie beim „Blick vom Kirchturm“ – meist von professionellen Sprechern des Bayerischen Rundfunks und des Nürnberger Schauspielhauses besprochen wurden. Diese Arbeit führte Martin Lagois – seit 1979 Träger des Bundesverdienstkreuzes – noch Jahre über seine Pensionierung hinaus fort. Eine dieser Tonbild-Schauen befindet sich auf der DVD – sie ist eine der wenigen, die Martin Lagois selbst besprochen hat.

Am 27. Januar 1997 verstarb Martin Lagois im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Nürnberg.

bild

Martin Lagois 1967 bei der Vorbereitung einer Brasilien-Reise.
© epd-Bild/Bayern



Aus seinem umfangreichen Nachlass publizierte der Claudius-Verlag posthum den Bildband „Frommes Franken“, weitere Bilder sind im Online-Archiv des evangelischen Presseverbandes unter www.fotofranken.de zugänglich. 2008 wurde erstmals der „Martin-Lagois-Fotopreis“ ausgeschrieben, der im Zweijahresrhythmus herausragende Pressefotos aus dem Themenbereich Kirche, Religion und Soziales auszeichnet.

Artikel von: Rieke Harmsen, Christian Heller

Design und Programmierung Neuland Multimedia